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FX.co ★ EUR/USD. Juli-Sitzung der Europäischen Zentralbank: ein Nachwort

EUR/USD. Juli-Sitzung der Europäischen Zentralbank: ein Nachwort

Das Euro-Dollar-Paar hat heute den Widerstand bei 1,0950 getestet und versucht, den Abwärtstrend fortzusetzen. Der Käufer-Blitzkrieg für EUR/USD ist gescheitert: Nach einem impulsiven Anstieg auf 1,1150 hat das Paar innerhalb von nur zwei Tagen 200 Punkte verloren und somit die Stärke der Abwärtsbewegung gezeigt. Nach einigen Schwankungen hat sich das Kräfteverhältnis zugunsten der Bären verschoben. Dieses fundamentale Bild ergab sich aus den Ergebnissen der beiden Zentralbank-Sitzungen (Fed und EZB) sowie den makroökonomischen Veröffentlichungen, die das Wachstum der US-Wirtschaft und die Schwäche der Eurozone zeigen.

Fed = EZB?

Im Großen und Ganzen kann man zwischen den Sitzungen der Fed und der EZB ein Gleichheitszeichen setzen. Die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank haben beide den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht und ebenso die Aussichten für eine weitere Straffung der Geldpolitik an die Entwicklung der wichtigen makroökonomischen Indikatoren, insbesondere der Inflation, geknüpft. Aus formalen Gesichtspunkten betrachtet befinden sich die Zentralbanken nach den Entscheidungen im Juli in einer ähnlichen Ausgangsposition.

EUR/USD. Juli-Sitzung der Europäischen Zentralbank: ein Nachwort

Aber die Marktteilnehmer waren insgesamt vor allem von der Rhetorik der Europäischen Zentralbank enttäuscht, da die vorherigen Erwartungen bezüglich weiterer Maßnahmen des europäischen Aufsichtsorgans einen eher falkenhaften Charakter hatten. Nur wenige Tage vor der Sitzung äußerte sich Christine Lagarde besorgt über die hohe Inflationsrate und sagte, dass der Zentralbank "noch viel Arbeit bevorsteht", was auf weitere Maßnahmen zur Verschärfung der Geldpolitik nach der Juli-Sitzung hindeutet.

Auch viele ihrer Kollegen äußerten eine falkenhafte Rhetorik. Insbesondere der Chef der Bundesbank, Joachim Nagel, erklärte, dass die Zinssätze "weiter steigen sollten". Der Gouverneur der Zentralbank von Slowenien, Boštjan Vasle, betonte, dass die Kerninflation "hoch und stabil bleibt" und daher die Geldbehörden ihre Politik der Verschärfung fortsetzen sollten. Auch der Chef der französischen Zentralbank, François Villeroy de Galhau, wies auf die hohe Inflationsrate hin und unterstützte eine weitere Verschärfung der Geldpolitik.

Natürlich gab es auch "taubenhafte" Signale (zum Beispiel von den Präsidenten der Zentralbanken Italiens, Griechenlands und der Niederlande). Aber insgesamt erwartete der Markt eine fortschrittliche Einstellung von der EZB. Vor allem, da der Basiskurs für den Verbraucherpreisindex im Juni wenige Tage vor der Sitzung auf 5,5% angehoben wurde.

Die überhöhten Erwartungen des Marktes haben sich nicht erfüllt: Die Europäische Zentralbank stellt die Erhöhung der Zinssätze im September in Frage und erklärt, dass alle Entscheidungen jetzt von Sitzung zu Sitzung getroffen werden - unter Berücksichtigung der makroökonomischen Berichte. Zusätzliche Kommentare von EZB-Vertretern, die heute bereits veröffentlicht wurden, erhöhten den Druck auf das Währungspaar EUR/USD. Zum Beispiel erklärte der estnische Zentralbankchef Madis Müller, dass die derzeitige Zinssatzerhöhung "klar wirksam" ist, während die Wachstumsaussichten des Euroraums in nächster Zukunft "schlechter sind als vor einigen Monaten". In diesem Zusammenhang fügte er hinzu, dass bei den derzeitigen Zinssätzen "nachfolgende Entscheidungen der EZB nicht mehr so offensichtlich sind".

Der Euro steht im Nachteil

Zu beachten ist, dass die Besorgnis über die Abkühlung der Wirtschaft im Euroraum zum Leitmotiv der Julisitzung wurde (während der Chef der Fed im Gegenteil erklärte, dass die Notenbank keine Rezession vorhersieht und auf eine sanfte Landung hofft). Der BIP des Euroraums blieb im ersten Quartal im Vergleich zu den vorherigen drei Monaten unverändert, und obwohl eine technische Rezession nicht bestätigt wurde (im Juni wurde berichtet, dass die Wirtschaft der Region im ersten Quartal 2023 um 0,1% gesunken war, genau wie im vierten Quartal 2022), sind viele Ökonomen davon überzeugt, dass sich die Lage im zweiten Halbjahr verschlechtern wird. Davon zeugen eindeutig die PMI- und IFO-Indizes, die in dieser Woche veröffentlicht wurden. Insbesondere der Geschäftsaktivitätsindex im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland ist auf 38,8 Punkte gefallen (das schwächste Ergebnis seit Mai 2020), und der Gesamtifo-Index des Geschäftsklimas in Deutschland ist in diesem Monat auf 87,3 Punkte gesunken (das schwächste Ergebnis seit Oktober 2022).

EUR/USD. Juli-Sitzung der Europäischen Zentralbank: ein Nachwort

Und noch ein Argument gegen den Euro: Auf dem Treffen der EZB im Juli wurden die Formulierungen in der begleitenden Erklärung deutlich abgemildert. Insbesondere wurde der Satz geändert, dass die Zentralbank "die Zinssätze auf ein ausreichend restriktives Niveau bringen wird". In der Juli-Version des Abschlusskommuniqués wurde dieser Satz durch einen anderen ersetzt, der besagt, dass zukünftige Beschlüsse des EZB-Rates eine Aufrechterhaltung der Leitzinsen so lange sicherstellen werden, wie es erforderlich ist, auf einem Niveau, das die wirtschaftliche Aktivität ausreichend einschränkt, um die zeitnahe Rückkehr der Inflation auf das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen.

Dies zeigt, dass die Europäische Zentralbank nicht nur bei der Sitzung im September, sondern auch bei den folgenden Sitzungen eine abwartende Haltung einnehmen wird, mindestens bis zum Ende des Jahres.

Die bestehende grundlegende Stimmung trägt zu einer weiteren Abwertung des eur/usd-Paares bei, insbesondere aufgrund der gestern veröffentlichten Daten über das Wachstum der US-Wirtschaft im zweiten Quartal (das BIP der USA stieg um 2,4 %, während ein Anstieg von 2,0 % prognostiziert wurde).

Von technischer Seite betrachtet hat der Ichimoku-Indikator auf dem Tages-Chart ein "Todeskreuz" signalisiert, bei dem die Tenkan-sen- und Kijun-sen-Linien über dem Preis liegen und die Kumo-Wolke darunter liegt. Diese Konfiguration deutet auf eine Priorisierung von Short-Positionen hin. Es ist jedoch zu beachten, dass die Verkäufer des Paars bisher nicht in der Lage waren, die Unterstützungsstufe von 1,0950 (die Tenkan-sen-Linie auf dem Wochen-Chart) zu durchbrechen. Es ist ratsam, Verkäufe nur in Betracht zu ziehen, wenn die eur/usd-Bären sich unterhalb dieses Ziels festigen. In diesem Fall wird das nächste mittelfristige Abwärtsziel bei 1,0850 liegen - dies ist die obere Grenze der Kumo-Wolke auf dem D1-Zeitrahmen.

*Die zur Verfügung gestellte Marktanalyse dient zu den Informationszwecken und sollte als Anforderung zur Eröffnung einer Transaktion nicht ausgelegt werden
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