Die amerikanische Währung hat erneut versucht, den Euro auszuknocken, aber letzterer hält dem Schlag stand. Der Euro bemüht sich, seine Position zu stärken, indem er das Prinzip der sogenannten sanften Macht anwendet, bei dem der Sieg nicht durch grobes Drängen, sondern durch "schleichende" Expansion errungen wird. Infolgedessen erreicht der "Europäer" manchmal Schwäche zeigend und manchmal mit einem kräftigen Sprung neue Höhen, während der Greenback ratlos bleibt.
Nach Schätzungen von Analysten hat der Euro momentan Spitzenwerte erreicht. Allerdings gibt es in einer solchen Situation Anzeichen für eine weitere Abwertung des EUR, da die Europäische Zentralbank (EZB) eine übermäßige Stärkung der gemeinsamen Währung als Bedrohung für die Eurozone-Wirtschaft betrachtet. Gleichzeitig liegt der nominale effektive Wechselkurs des Euro (also das Verhältnis des Wechselkurses zu den Währungen der wichtigsten Handelspartner der EU), der von der EZB berechnet wird, auf dem historischen Höchststand. Laut Mark Drayton, dem Chef der größten Investmentgesellschaft Insight Investment, wird die Stärke des Euro zu einem "absoluten Problem für die EZB". Dies behindert das weitere Wachstum der europäischen Wirtschaft, ist sich der Analyst sicher.
Der nominale effektive EUR-Wechselkurs ist derzeit auf dem Höchststand und stellt eine Bedrohung für die Wirtschaft der EU dar. Besondere Bedeutung in dieser Situation kommt dem Zinssatz-Differential zu, das darauf hinweist, dass das Paar EUR/USD unterhalb der Marke von 1,1000 gehandelt werden sollte, wie Experten von Bloomberg betonen. Allerdings halten dies die Fachleute derzeit für unwahrscheinlich.
Am Morgen des 24. Juli, vor der nächsten Sitzung der US-Notenbank, blieb der Greenback gegenüber dem Euro relativ stabil. Das Paar EUR/USD handelte später bei 1,1126 und gewann deutlich an Wert. Nach Ansicht der Analysten bleibt der Widerstandsbereich für das Paar EUR/USD im breiten Bereich von 1,1500–1,1600 bestehen.
In Bezug auf die amerikanische Währung ist die Situation uneindeutig. Am Ende der vergangenen Woche erlangte der schwächelnde Dollar plötzlich neue Stärke und zeigte einen deutlichen Anstieg, der jedoch bald wieder zum Stillstand kam. Der Grund dafür sind starke Daten zum US-Arbeitsmarkt und das Wachstum des Vertrauens der Verbraucher in den USA. Am vergangenen Donnerstag, dem 20. Juli, wurden entsprechende Berichte veröffentlicht, die besser als erwartet ausfielen. Dies ermöglichte dem US-Dollar eine Revanche. Die Euphorie des USD war jedoch von kurzer Dauer und der "Greenback" kehrte wieder zu niedrigen Werten zurück.
Der Fokus der Märkte liegt auf der bevorstehenden Sitzung der Fed, die auf Dienstag, den 25. Juli, und Mittwoch, den 26. Juli, geplant ist. Das Hauptthema des Treffens ist die Entscheidung des Regulators über die weitere Entwicklung des Leitzinses. Die überwiegende Mehrheit der Analysten (99,8%) prognostizieren eine erneute Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte auf 5,25% - 5,5%. Die Federal Reserve erhöhte bereits im Mai den Refinanzierungszins und kündigte nach der Volatilität im US-Bankensektor eine mögliche Pause im Straffungskurs an. Im vergangenen Monat ließ jedoch Jerome Powell, der Chef der Federal Reserve, die Möglichkeit einer weiteren Zinserhöhung offen, falls sich die Situation ändert.
Darüber hinaus erwarten Marktteilnehmer eine weitere Sitzung der Europäischen Zentralbank, die ebenfalls den Leitzins erhöhen könnte. Das Treffen der EZB findet am Donnerstag, dem 27. Juli, statt. Viele Analysten rechnen damit, dass sie um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25% pro Jahr angehoben wird.
Die mögliche Erhöhung des Leitzinses der EZB wird bereits in den Marktkursen berücksichtigt, daher wird sie voraussichtlich keine hohe Volatilität verursachen. Die Währungsstrategen der Bank of America (BofA) gehen ebenfalls davon aus, dass die Zentralbank den Zinssatz um 25 Basispunkte erhöhen wird. Darüber hinaus sind die Experten überzeugt, dass die Unterstützung des Euro durch die EZB in Zukunft begrenzt sein wird. Die Ergebnisse der aktuellen Sitzung werden über das Schicksal der europäischen Währung entscheiden und die Maßnahmen der EZB im September beeinflussen, betont die BofA. Die Entscheidung der Zentralbank über den Leitzins wird Einfluss auf die Dynamik des EUR haben und seinen Handelsbereich in den kommenden Wochen bestimmen.
Auf diesem Hintergrund verliert der Greenback deutlich gegenüber dem Euro. Laut aktuellen Berichten zum Dollarkursindex (USDX) sind derzeit "bärische" Stimmungen gegenüber der US-Währung vorherrschend. Vermögensverwalter ziehen es vor, Short-Positionen im Dollar einzunehmen. Experten zufolge ist die Federal Reserve bereit, den fast anderthalbjährigen Straffungszyklus der Geldpolitik angesichts der verlangsamten Inflation in den USA abzuschließen. In einer solchen Situation hat das "bärische" USD-Positionierung ein Rekordniveau erreicht.
Letzte Woche haben institutionelle Anleger, einschließlich Pensions- und Versicherungsfonds, ihre Short-Positionen im Greenback um 18% auf 568.721 Kontrakte erhöht. Gemäß den Bloomberg-Daten, die sich auf Berichte der Commodity Futures Trading Commission beziehen, ist die Netto-Kurzposition im USD am stärksten bei den Paaren mit dem Euro und dem Pfund gestiegen. Der Euro hingegen bemüht sich erfolgreich, seine führende Position zu halten.
In der letzten Woche haben Händler und Investoren aktiv US-Dollar gekauft und verkauft. Dies hat zu einer Reduzierung der Nettolongposition des Greenbacks geführt. Analysten warnen, dass die Fortsetzung dieser Tendenz zu einer Abwertung der US-Währung führen könnte. Die Situation am Swap-Markt zeigt, dass die aktuellen Kurse sowohl eine mögliche Zinserhöhung der Fed um 25 Basispunkte als auch eine Senkung zu Beginn des Jahres 2024 einschließen, schlussfolgern Experten.