Die US-Aktienindizes steigen insgesamt weiter, weil das zweitägige Absinken kaum als Korrektur oder Rückgang betrachtet werden kann. Daher wächst der amerikanische Aktienmarkt als Ergebnis trotz allem weiter. Hohe Inflation, riesige Staatsverschuldung, unvollständige Erholung nach der Pandemie-Krise, Rückgang des Wirtschaftswachstums im dritten Quartal, Beendigung des QE-Programms – nichts von dieser Liste hat den Wunsch der Anleger beeinflusst, Aktien zu kaufen. Von Zeit zu Zeit passieren natürlich, wie auf jedem Markt, Korrekturen, aber das sind nur Korrekturen. Aus unserer Sicht besteht der Hauptgrund nach wie vor darin, dass die Geldmenge in den USA wächst. Es wird immer mehr Geld, deswegen wird mehr Geld in Aktien oder Kryptowährungen oder Immobilien investiert.
Jeremy Grantham, der Leiter der gleichnamigen Investmentgesellschaft, sagte jedoch, dass die Fed nichts aus ihren eigenen Fehlern lerne und weiterhin die Märkte "aufblähe". In einem Interview sagte Grantham, dass Investitionen in Aktien angesichts der aktuellen Inflationsrate sehr riskant seien. Er wies darauf hin, dass jeder Markt ab 1925 schon lange zusammengebrochen wäre, wenn er eine Inflation von 6,2% oder höher gesehen hätte. Grantham glaubt, dass der Glaube an die Worte der Fed jedoch zurzeit extrem hoch sei, darum, wenn Jerome Powell sage, eine hohe Inflation sei ein vorübergehendes Phänomen, würden ihm die Marktteilnehmer glauben. Grantham beschuldigte auch die Fed, bereits mehrmals "Blasen" aufgebläht zu haben. So sei es 2000 und 2008 gewesen. Grantham selbst sagte erfolgreich die Zusammenbrüche 2000 und 2008 voraus, deshalb, wenn ein solcher Experte vor einem möglichen Einsturz der Märkte warnt, sollte seine Meinung beachtet werden. Der Leiter des Investmentfonds Grantham sagte auch, dass alle "Bullenmärkte" fast immer durch eine niedrige Inflation begleitet worden seien, daher sei das, was wir jetzt sehen würden, in gewisser Weise ein Paradoxon.
Also erhalten wir immer mehr Nachrichten von verschiedenen Experten und Investoren darüber, dass der Markt im Begriff sei, zu "platzen". Das passiert wirklich von Zeit zu Zeit, wenn auch nicht sehr oft. Um die ganze Situation selbst zu analysieren, sollte man nur den Tages- oder Wochenchart eines US-Aktienindex (Dow Jones, S&P 500 oder NASDAQ) öffnen und sehen, inwiefern ein Index seit Beginn der Pandemie wuchs. Zum Beispiel stieg der Index S&P 500 in anderthalb Jahren um das Anderthalbfache. Ohne Berücksichtigung des Fallens, das zu Beginn der Pandemie im Februar-März 2020 geschah. Der Index NASDAQ stieg um 1,6 bis 1,7 Mal und der Index Dow Jones – um 20%. Und nun sollte man eine Frage stellen, wie und auf welcher Grundlage das Wachstum passierte, wenn die Wirtschaft weltweit in diesen anderthalb Jahren stark schrumpfte, sowie die industrielle Produktion, und sich viele Branchen des Dienstleistungssektors bisher nicht vollständig erholen können?