EUR steht vor dem Sturz auf den Tiefpunkt

Während die Bundesbank vor den Risiken einer globalen wirtschaftlichen Fragmentierung warnt, rutscht Deutschland in eine Rezession ab. Zudem belasten steigende politische Risiken im Land den EUR/USD stark. Laut aktuellen Umfragen halten die oppositionellen Konservativen einen deutlichen Vorsprung. Wenn die für Februar angesetzten Parlamentswahlen heute stattfänden, würde die Christlich Demokratische Union 32,3% der Stimmen erhalten, verglichen mit 18,8% für die Alternative für Deutschland und 15,8% für die von Olaf Scholz geführten Sozialdemokraten.

Der Euro hat eine hohe Anfälligkeit gegenüber den vorgezogenen Wahlen in Frankreich gezeigt, aus Angst, dass links- oder rechtsgerichtete Parteien die EU-Defizitregeln verletzen könnten. Sollte sich eine ähnliche Instabilität in Deutschland abzeichnen, könnten die politischen Risiken exponentiell wachsen und den EUR/USD weiter unter Druck setzen.

Auf der anderen Seite ist die deutsche Wirtschaft reif für fiskalische Anreize. Laut der neuesten Expertenumfrage von Bloomberg wird erwartet, dass das BIP im Jahr 2024 um 0,1% schrumpfen wird, nachdem es 2023 um 0,3% gesunken ist. Für 2025 wird ein bescheidenes Wachstum von 0,7% und 2026 von 1,3% prognostiziert. Bemerkenswert ist, dass nur die Zahl für 2026 unverändert gegenüber der vorherigen Prognose bleibt, während die übrigen nach unten korrigiert wurden.

Dynamik der deutschen Wirtschaft

Verglichen mit den Herausforderungen Deutschlands wirkt die USA in einem positiveren Licht. Die Einzelhandelsumsätze im Oktober unterstreichen die robuste Binnennachfrage trotz der steigenden Inflation. Sollte die schleppende Beschäftigung in den USA nur vorübergehend sein, könnte das vierte Quartal immer noch ein BIP-Wachstum von 3% erleben. Der fiskalische Stimulus von Donald Trump droht, das BIP-Wachstum noch weiter zu beschleunigen, was die Kluft im Wirtschaftswachstum zur Eurozone vergrößern und den EUR/USD-Kurs näher an die Parität bringen könnte.

Es ist keine Überraschung, dass Hedge-Fonds und Vermögensverwalter weiterhin Netto-Long-Positionen in Bezug auf den US-Dollar ausbauen. Der "Trump-Handel" und die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit Amerikas stärken den langfristig optimistischen Ausblick für den USD-Index.

Spekulative Positionierung im USD

Kommende Daten zur wirtschaftlichen Aktivität in Europa könnten den Verkauf des EUR/USD weiter anheizen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone wird voraussichtlich im kontraktiven Bereich bleiben, während der PMI für den Dienstleistungssektor leicht auf 51,5 sinken könnte. Die Schwäche der Wirtschaft veranlasste die EZB bereits im Oktober zu einem Notfall-Schritt in Richtung geldpolitischer Lockerung. Der Derivatemarkt rechnet derzeit mit einer Senkung des Einlagesatzes im Dezember von 3,25 % auf 3 % und einer Wahrscheinlichkeit von etwa 30 % für eine Senkung des Zinssatzes um 50 Basispunkte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wirtschaftliche Anfälligkeit Deutschlands, steigende politische Risiken und die wirtschaftliche Stärke der USA den Abwärtstrend des Euros gegenüber dem Dollar untermauern.

Technischer Ausblick für EUR/USD

Auf dem Tageschart führt der EUR/USD am zweiten Tag in Folge einen erbitterten Kampf um das Pivot-Niveau bei 1,0545. Wenn es den Bullen gelingt, dieses Niveau zu halten, könnte das Paar auf 1,0610–1,0625 zurückgehen. Die Dominanz der Bären würde die Hinzufügung von Short-Positionen ab 1,0515 rechtfertigen.