Der Euro verwirrte den Gegner

Die Entscheidungen der Zentralbanken stützen sich stark auf Daten, aber manchmal können diese Daten verwirrend sein. Die Verbraucherpreise in Deutschland und den Niederlanden sind unerwartet gestiegen, während sie in Spanien und Frankreich unter den Prognosen lagen. Die Inflation in der Eurozone lag bei 2,6 % und übertraf damit die Schätzungen der Bloomberg-Experten. Die Kerninflation blieb bei 2,9 % verankert, und die Preise für Dienstleistungen sanken im Juli leicht von 4,1 % auf 4 %. Die Lage bleibt komplex, da vor dem Treffen der Europäischen Zentralbank im September noch ein weiterer Bericht veröffentlicht wird.

Gouverneursratsmitglied Isabel Schnabel zufolge können Abweichungen im Trend entweder isoliert oder systematisch sein. Im ersten Fall werden die Zinsen weiter sinken. Im zweiten Fall lohnt es sich, die Daten genau zu beobachten, um eine vorzeitige Lockerung der Geldpolitik zu vermeiden. Auf den ersten Blick erhöht der Verbraucherpreisindex-Bericht für Juli die Risiken, dass der Einlagensatz bei 3,75 % bleibt, was gut für EUR/USD ist.

Dynamik der europäischen Inflation

Der Futures-Markt rechnet jedoch bis Ende 2024 mit einer Zinssenkung von 59 Basispunkten. Dies bezieht sich auf zwei Schritte von jeweils 25 Basispunkten, mit einer leichten Wahrscheinlichkeit eines dritten. Wenn nicht im September, wann dann? Es ist keine Überraschung, dass der Euro nach zwei Schritten vorwärts einen Schritt zurück gemacht hat. Investoren brauchen noch klare Antworten von der EZB und warten weiterhin auf Signale der Federal Reserve.

Was könnten diese Hinweise sein? Die US-Zentralbank könnte Fortschritte im Kampf gegen die Inflation vermerken und erklären, dass die Geldpolitik zu restriktiv ist. Sie könnte Bedenken über den Arbeitsmarkt äußern und das sich ändernde Gleichgewicht der zweiseitigen Risiken betonen. Wenn die Inflation nachlässt und die Arbeitslosigkeit steigt, ist es an der Zeit, den Leitzins zu senken. Und je näher wir dem Beginn der geldpolitischen Lockerung kommen, desto schlechter wird es für den US-Dollar.

Bedeutet das, dass der EUR/USD schnell steigen wird? Nicht unbedingt. Der Euro ist eine prozyklische Währung, die in einem Umfeld mit einem sich verlangsamenden globalen BIP an Boden verliert. Darüber hinaus wurde die Divergenz im Wirtschaftswachstum zwischen den Vereinigten Staaten und der Eurozone nicht aufgehoben.

Dynamik des BIP der USA und der Eurozone

Anzeichen einer verlangsamenden Weltwirtschaft sind sichtbar. Dazu gehören sinkende Einkaufsmanagerindizes, eine unerwartete Lockerung der Geldpolitik durch die People's Bank of China sowie Daten zum US-Arbeitsmarkt und zur Inflation. Die Situation könnte sich weiter verschlechtern, wenn Donald Trump mit seinen Zöllen und Handelskriegen in den USA wieder an die Macht kommt. In einem solchen Szenario erscheint es sinnvoll, eine Konsolidierung des Hauptwährungspaares zu erwarten.

Technisch versuchen die Bullen, die EUR/USD-Kurse über die Trendlinie im Tageschart zu drücken. Gelingt dies, sollten die von 1,0790-1,0800 gebildeten Long-Positionen gehalten und periodisch erhöht werden. Die Zielniveaus für die Aufwärtsbewegung liegen bei 1,0865 und 1,0900.