Der Euro fällt unaufhaltsam

Es könnte schlimmer sein. Die Wirtschaft der Eurozone galt schon lange als labil. Ihr Wachstum von 0,3 % im zweiten Quartal wurde durch den Erfolg Irlands bestimmt, wo aufgrund niedriger Steuersätze die Hauptquartiere internationaler Unternehmen ansässig sind. Und jetzt kommt der nächste Schlag: Im August ist die Geschäftsaktivität im Dienstleistungssektor erstmals seit dem Jahr 2022 unter die kritische Marke von 50 gefallen. Als Ergebnis spricht der Markt über einen Rückgang des BIP um 0,2 % im dritten Quartal und der EUR/USD-Kurs hat fast das vorher festgelegte Short-Ziel von 1,08 erreicht.

Hauptverantwortlich für den Rückgang des Composite-PMI der Eurozone auf 47 waren Deutschland und Frankreich. Die deutschen Einkaufsmanagerindizes sind mit den schnellsten Tempo seit dem Ausbruch der ersten Pandemiewelle im Jahr 2020 eingebrochen, was zu einer Stilllegung der Wirtschaft und Lockdowns führte. Paris meldet den dritten Rückgang der Geschäftsaktivität in Folge im verarbeitenden Gewerbe des Landes.

Dynamik der Geschäftsaktivität in der Eurozone

Düstere Aussichten für die regionale Wirtschaft werden durch Streiks in den LNG-Produktionsbetrieben in Australien verschärft, die einen Anstieg der Gaspreise bedrohen und Bedenken hinsichtlich einer neuen Phase der Energiekrise aufkommen lassen. Gleichzeitig wächst das Argument der EZB-Zentristen, den Einlagensatz im September auf dem bisherigen Niveau von 3,75% zu halten. Der Spotmarkt hat nach den PMI-Daten die Erwartungen an seinen Höhepunkt gedämpft und dadurch Druck auf den EUR/USD ausgeübt.

In den USA hingegen steigen die Risiken einer Wiederaufnahme des monetären Straffungszyklus. Derivate haben die Wahrscheinlichkeit eines Anstiegs der Kreditkosten auf 5,75% und höher bis Jahresende auf 39% erhöht. Schuld daran ist die Rendite der Staatsanleihen, die aufgrund einer schnellen Rallye den höchsten Stand seit über einem Jahrzehnt erreicht und die Federal Reserve selbst bei ernsthafter Inflationsverlangsamung zu entschlossenem Handeln drängt.

Dynamik der erwarteten Einlagensätze bei der EZB

Die Investoren warten gespannt darauf, dass Jerome Powell ihnen signalisiert, dass die Fed alle Optionen offen hält. Sowohl eine längere Beibehaltung des Bundesfund-Satzes auf dem Plateau von 5,5% als auch eine weitere Erhöhung um 25 Basispunkte sind möglich. Als Folge spielt die Divergenz in der Geldpolitik den "Bären" des EUR/USD in die Hände. Genauso wie die Unterschiede im Wirtschaftswachstum zwischen den USA und der Eurozone. Sollte es also überraschend sein, dass das Hauptwährungspaar abstürzt?

Was kommt als nächstes? Die Nachfrage nach dem Dollar wird durch die Stärke der Wirtschaft und die steigende Rendite der Schatzanleihen gestützt. Man kann natürlich vermuten, dass die makroökonomischen Daten der USA in naher Zukunft schlechter werden und die Schuldenprobleme die Investoren dazu bringen, in Anleihen zu fliehen. Aber wann genau wird das passieren? Es gibt die Meinung, dass der US-Wirtschaft nur ein oder zwei monetäre restriktive Maßnahmen negativ beeinflusst haben. Davor hat die Fed die Zinssätze lediglich auf ein normales Niveau gebracht.

Technisch gesehen gewinnt das EUR/USD-Währungspaar durch das ausgelöste Muster "Three Indians" an Dynamik. Dabei deutet der Durchbruch der Trendlinie und die Unfähigkeit der "Bullen", darüber zurückzukehren, darauf hin, dass der Trendbruch nicht mehr weit entfernt ist. Ein erfolgreicher Test des Supports bei 1,08 wird den Katalysator für weitere Spitzenrichtung 1,066 und 1,052 darstellen. Empfehlung: Verkaufen.