Der Euro stieg an und antwortete kraftvoll

Der Schock ist vorbei. Die Wirkung bleibt jedoch. Die Entscheidung der Bank of Japan, die Kontrolle über die Renditekurve zu lockern, hat die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Die Zinsen auf dem globalen Anleihemarkt sind gestiegen, was zu einer Stärkung des US-Dollars gegenüber den wichtigsten Weltwährungen geführt hat. Die Yen ist vielleicht die einzige Ausnahme. Die Bullen bei EUR/USD erholen sich jedoch und konnten einen Teil der Verluste ausgleichen.

Die Entscheidung von Katsuo Ueda, die Rendite flexibel und nicht starr zu steuern, erinnert an ein Experiment. Die BoJ ist sich sehr wohl bewusst, welche Auswirkungen die Normalisierung ihrer extrem lockeren Geldpolitik auf die Finanzmärkte und die weltweite Wirtschaft haben kann. In einem Jahrzehnt des Quantitative Easing hat sie Staatsanleihen im Wert von 3,5 Billionen Dollar erworben und japanische Investoren dazu gebracht, ihr Glück im Ausland zu suchen. Jetzt kehren sie zurück, was sowohl den Aktien- als auch den Devisenmarkt beunruhigt.

Entwicklung der Anleiherenditen in Japan

Der Anstieg der Zinsen für US-Treasuries und die Schulden anderer Länder droht die bereits fragile Weltwirtschaft zu verschlimmern. Während die Vereinigten Staaten dank der aggressiven Geldpolitik der Federal Reserve stabil bleiben, kann man das von der Eurozone nicht behaupten. Ihr Führungsland - Deutschland - befindet sich an der Grenze zur Rezession. Im zweiten Quartal ist es knapp einer Schrumpfung entgangen.

Gleichzeitig bieten die guten Nachrichten aus Spanien und Frankreich, deren BIP von April bis Juni um 0,4-0,5 % gewachsen ist, die Gewissheit, dass es in der Währungszone keinen Abschwung geben wird. Eine seltene erfreuliche Nachricht für den Euro. Dennoch sollte man sich nicht täuschen lassen: Das wirtschaftliche Vertrauen der Europäischen Kommission sinkt bereits den dritten Monat in Folge und enttäuscht die Experten von Bloomberg im Juli.

Dynamik des deutschen BIP

Wenn man betrachtet, wie die Eurozone kämpft, um nicht unterzugehen, und die USA mit einer soliden Wachstumsrate von 2,4% im zweiten Quartal vorankommen, fragt man sich, warum die "Bullen" in EUR/USD versuchen, in die Offensive zu gehen. Die wirtschaftliche Wachstumsdivergenz spielt eindeutig zugunsten des US-Dollars und nicht des Euros. Sowohl die Fed als auch die EZB haben anscheinend ihren Zyklus der geldpolitischen Straffung abgeschlossen, was dem Hauptwährungspaar einen wichtigen Trumpf nimmt.

Gleichzeitig hat die Fed mit ihrem Zinsanhebungsprozess eine Grundlage für Diskussionen über eine "tauben" Umkehr in naher Zukunft geschaffen. In der Theorie bedeutet dies eine Abschwächung des US-Dollars gegenüber den wichtigsten Weltwährungen. Was die Bank of Japan betrifft, so hat sie nicht vor, zu aggressiv vorzugehen. Nachdem der anfängliche Schock an den Märkten vorbei ist, kann man über die Auswirkungen der Normalisierung auf verschiedene Anlagekategorien nachdenken.

Dabei deutet der volle Kalender der Woche darauf hin, dass die Erschütterungen noch nicht vorbei sind. Genauso wie die Achterbahnfahrt des EUR/USD. Die Veröffentlichung von Daten über die europäische Inflation und das BIP, über die Geschäftsaktivitäten und den Arbeitsmarkt in den USA, werden das Hauptwährungspaar hin und her bewegen.

Technisch gesehen, auf dem Tageschart des EUR/USD, weisen die Kombination der Muster "Drei Indianer" und "1-2-3" auf die Dominanz der "Bären" hin. Solange der Euro nicht über 1,106 zurückkehrt, sollte man ihn gegen den US-Dollar verkaufen.