Die Käufer des Währungspaares eur/usd erholen sich heute aktiv von ihren Positionen, nachdem die Verkäufer es nicht schafften, sich im Bereich von 8 Zahlen zu etablieren. Wie es heißt, "nicht du gewinnst - sondern du wirst besiegt".
Der US-Dollar-Index kämpfte gestern und in der ersten Hälfte des heutigen Tages darum, stabil zu bleiben, verlor jedoch zu Beginn der amerikanischen Dienstagssitzung alle gewonnenen Positionen und fiel auf das Niveau von 102. In den herrschenden Bedingungen kann sich jedoch niemand sicher fühlen - weder Käufer von EUR/USD noch Verkäufer. Der Wirtschaftskalender für Montag und Dienstag enthält keine wichtigen Ereignisse, während ab morgen die Dollar-Paare wieder in der Preisturbulenzzone sein werden. So werden Jerome Powell und Christine Lagarde am Mittwoch auf dem Wirtschaftsforum in der portugiesischen Stadt Sintra ihre Positionen verkünden. Am Donnerstag werden wir die Dynamik der deutschen Inflation erfahren. Am Freitag wird ein Bericht über das Wachstum des PCE-Index in den USA und ein Bericht über das Wachstum der Inflation in der Eurozone erwartet. All diese Ereignisse können das fundamentale Bild des EUR/USD-Paares "neu zeichnen".
Zu beachten ist, dass das Währungspaar heute nicht nur aufgrund der Schwäche des US-Dollars steigt. Der Euro hat seinen Beitrag geleistet, indem er auf die Rhetorik des EZB-Chefs reagierte. Heute eröffnete Christine Lagarde das Forum der Europäischen Zentralbank und hielt in ihrer Antrittsrede recht falkenhaften Bemerkungen, die den Käufern von EUR/USD halfen, den Aufwärtstrend zu verstärken. Morgen wird Lagarde an einer Podiumsdiskussion teilnehmen (an der unter anderem Jerome Powell, Andrew Bailey und Katsuo Ueda teilnehmen werden), während die Marktteilnehmer heute nur die Eröffnungsrede bewerten konnten, die in der Regel zeremoniell und vage formuliert ist. In diesem Fall hat Lagarde jedoch mit ihrer Konkretisierung überrascht, die zugunsten der Einheitswährung ausfiel.
Im Wesentlichen hat die Präsidentin der EZB kürzlich angekündigte Thesen wiederholt. Der Markt hat ihre Worte jedoch nicht ignoriert, sondern entsprechend reagiert: Der Euro ist nicht nur gegenüber dem Dollar gestiegen, sondern auch in vielen Cross-Paaren (insbesondere eur/gbp und eur/jpy). Lagarde hat praktisch einen "Hawk-Marathon" angekündigt, der sich nicht nur auf die Sitzung im Juli beschränken wird. Die Chefin des europäischen Regulierers betonte, dass die Zentralbank im Juli die Zinssätze wieder anheben wird, falls keine ernsthaften Änderungen von Force-Majeure auftreten. Nach diesem Schritt wird es nicht möglich sein, von einem Höhepunkt der Zinssätze zu sprechen. Wie Lagarde betonte, wird die Zentralbank in "naher Zukunft" wahrscheinlich nicht den endgültigen Punkt im aktuellen Zyklus der geldpolitischen Verschärfung erreichen.
All dies deutet darauf hin, dass die EZB nicht nur eine Zinserhöhung im September offen lässt (im August sind die Mitglieder der Zentralbank im Urlaub), sondern auch bei den verbleibenden beiden Sitzungen in diesem Jahr (d. h. im Oktober und Dezember).
Bemerkenswert ist, dass Lagarde trotz der schlechten PMI-Indizes, die am vergangenen Freitag veröffentlicht wurden, eine so falkenartige Einstellung zeigt. So sank der Geschäftsaktivitätsindex im deutschen verarbeitenden Gewerbe auf 41 Punkte (bei einem Rückgang auf 44 Punkte prognostiziert). Das ist das schlechteste Ergebnis seit Mai 2020. Ein ähnlicher europäischer Index befand sich ebenfalls in der roten Zone und fiel auf 43 Punkte. Auch die Dienstleistungsindizes gingen zurück, sowohl in Deutschland als auch insgesamt in Europa.
Trotz dieses Ergebnisses hat Lagarde den Kampfgeist bewahrt und damit die Unterstützung für die gemeinsame Währung aufrechterhalten.
Kann Jerome Powell morgen eine ähnliche Unterstützung für den Greenback bieten? Es gibt große Zweifel. Der Vorsitzende der Fed hat in den letzten zwei Wochen mehrfach seine Position im öffentlichen Raum (auf einer Pressekonferenz nach dem Treffen im Juni und zweimal im Kongress) zum Ausdruck gebracht. Seine Rhetorik war ausgewogen. Einerseits gab er zu, dass die Pause im Juni eine Pause und kein Ende des Zyklus sei. Andererseits ließ der Fed-Chef verlauten, dass die Fed dem Ende nahe sei - er ließ ein oder zwei Zinserhöhungen im laufenden Jahr zu. Der Markt hat seine Worte bereits vor einer Woche aufgegriffen, und wenn er in Sintra seine Rhetorik nicht verschärft, werden die Händler seine Worte einfach ignorieren (oder die Reaktion wird vorübergehend und situationsbedingt sein).
Gemäß den Daten des CME FedWatch Tools beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung auf der Juli-Sitzung der Federal Reserve derzeit 77 %. Das heißt, der Markt ist praktisch sicher, dass es im Juli zu einer Zinserhöhung kommen wird, so dass Powells Offenbarungen darüber keine Sensation sein werden.
So wird das Paar EUR/USD bald in eine Preisturbulenzzone geraten. Der heutige Preissprung nach oben ist nur ein "Testballon", nicht mehr. Angesichts des hohen Grades an Unsicherheit kann man vermuten, dass das Paar in den nächsten Tagen eine hohe Volatilität zeigen wird, aber innerhalb der Preiszone von 1,0880 - 1,0980 bleibt, in Erwartung von Auftritten von Powell und Lagarde.