EUR/USD. EZB - Verbündeter des Euro

Die Europäische Zentralbank hat gestern ihre jüngste Sitzung abgeschlossen. Die formalen Ergebnisse - eine Erhöhung der Zinssätze um 25 Basispunkte - wurden von Marktteilnehmern weithin erwartet. Die weiteren Aussichten für eine Verschärfung der Geldpolitik waren jedoch noch vor gestern sehr unklar. Angesichts der unklaren Ergebnisse der Juni-Sitzung der Fed erwarteten die Märkte von der EZB Klarheit. Und überraschenderweise war der europäische Regulator in seinen Aussagen äußerst eindeutig.

Die Falkensignale, die von der EZB ausgesendet wurden, haben dem Euro erhebliche Unterstützung gegeben, so dass das Paar EUR/USD endlich den Preisbereich von 1,0650 - 1,0770 verlassen konnte, in dem es fast drei Wochen lang gehandelt wurde. Jetzt nähern sich die Käufer des Paares den Grenzen der 10. Stelle und markieren die Grenzen einer neuen Preisspanne. Im Grunde genommen ist die EZB zum "zuverlässigen Verbündeten" des Euro geworden, während die Fed den Greenback allein mit der amerikanischen Inflation gelassen hat, deren Dynamik die weiteren Schritte der Fed bestimmen wird.

Das Urteil der EZB

Die Europäische Zentralbank hat die Zinssätze um 25 Basispunkte erhöht. Dabei hat die Leiterin der Zentralbank, Christine Lagarde, unmissverständlich klargemacht, dass die Zentralbank nicht beabsichtigt, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Nach ihren Worten strebt die EZB die Erreichung des Inflationsziels an und wird "mit großer Wahrscheinlichkeit" auf der nächsten Sitzung im Juli erneut die Zinssätze erhöhen. Lagarde betonte, dass der Anstieg der Löhne sowie steigende Preise von Unternehmen, die ihre Gewinne erhöhen, "immer wichtiger werdende Faktoren der Inflation" seien. Daher wird die Inflation trotz des rückläufigen Trends der Inflationsindikatoren nach Ansicht der Leiterin der EZB "zu lange zu hoch bleiben". In diesem Zusammenhang äußerte Lagarde einen recht prägnanten und wichtigen Satz für den Euro, dass die EZB "noch nicht einmal über eine Pause bei der Zinserhöhung nachdenkt".

Außerdem hat der Regulator Gerüchte dementiert, dass er Ende dieses Jahres die Zinssätze senken könnte. In der begleitenden Erklärung wurde angegeben, dass sie auf den erreichten Niveaus "so lange wie nötig" gehalten werden.

Was die makroökonomischen Prognosen betrifft, so waren auch die Entscheidungen der EZB zugunsten des Euro. Der Regulator erhöhte seine Prognosen für die Gesamt- und Kerninflation für die Jahre 2023 und 2024. Gemäß den neuen Prognosen wird die Inflationsrate in der Eurozone in diesem Jahr 5,4%, im nächsten Jahr 3% und im Jahr 2025 2,2% betragen. Gemäß den Prognosen vom März sollte die Inflation entsprechend 5,3%, 2,9% und 2,1% betragen. Die Kerninflation, ohne Berücksichtigung der Preise für Lebensmittel und Energie, wird voraussichtlich in diesem Jahr 5,1% betragen, bevor sie sich im Jahr 2024 auf 3% und im Jahr 2025 auf 2,3% verlangsamt. Gleichzeitig hat die EZB ihre Erwartungen hinsichtlich des Wachstums der europäischen Wirtschaft verschlechtert. So wurde die Prognose für das Wachstum des BIP der Eurozone im Jahr 2023 auf 0,9% gesenkt, während zuvor ein Wachstum von 1% erwartet wurde. Für das Jahr 2024 wurde die Prognose auf 1,5% (von 1,6%) gesenkt, während die Schätzung des Wirtschaftswachstums im Jahr 2025 unverändert bei 1,6% blieb.

Auswirkungen der Juni-Sitzung

Die Erhöhung der EZB-Zinssätze bei gleichzeitigem Stillstand der Fed hat zu einer Verringerung des Spreads gegenüber der Fed geführt. Marktteilnehmer haben jedoch keinen Zweifel daran, dass der europäische Regulator auf der Juli-Sitzung die Zinssätze um 25 Basispunkte erhöhen wird. Darüber hinaus werden die Aussichten auf eine Erhöhung im September (im August gibt es eine Pause in den Sitzungen) aktiv diskutiert. Die Verringerung der Divergenz zwischen der Politik der Fed und der Europäischen Zentralbank ist eine gute Nachricht für Käufer von EUR/USD.

Tatsächlich hat Christine Lagarde eine weitere Zinserhöhung auf der nächsten Sitzung garantiert und eine weitere Verschärfung der Geldpolitik nicht ausgeschlossen. Und das, obwohl der letzte Inflationsanstieg in der Eurozone in der "roten Zone" lag und einen Rückgang des Verbraucherpreisindex widerspiegelte.

Heute hat der Vertreter der EZB, Robert Holzmann, sozusagen post factum erklärt, dass es unter den Mitgliedern des europäischen Regulators noch keine einheitliche Meinung darüber gibt, was nach der Zinserhöhung im Juli passieren soll. Dabei deutete er an, dass die Inflationsindikatoren eine Schlüsselrolle bei der Bestimmung der weiteren Perspektiven spielen werden. Wenn die Inflation "hartnäckig ansteigt", wird die Zentralbank "weitere Maßnahmen in Bezug auf die Zinssätze" ergreifen müssen, so seine Worte.

Der Fed hat in diesem Monat bereits eine Pause eingelegt und schließt eine abwartende Haltung bei den nächsten Sitzungen nicht aus. Tatsächlich hat die amerikanische Zentralbank ihre möglichen weiteren Schritte an die Dynamik des Inflationsanstiegs in den USA gebunden.

Schlussfolgerungen

Das bestehende fundamentale Umfeld für das Währungspaar EUR/USD trägt zu einem weiteren Preisanstieg bei. Derzeit nähern sich die Käufer dem Widerstandsniveau von 1,0970 (obere Grenze der Kumo-Wolke im Tageschart). Das Überwinden dieses Ziels wird den Händlern den Weg zu der nächsten Preisbarriere - 1,1080 (obere Linie des Bollinger-Bands-Indikators im Wochenchart) - eröffnen.