Wochenrückblick. Non-Farm Payrolls, europäische Inflation und "Deal des Jahres"

Der Wirtschaftskalender der kommenden Woche ist mit wichtigen Ereignissen gesättigt, nicht nur von makroökonomischer, sondern auch von politischer Natur. Das Thema Nr. 1 für Trader von Dollar-Paaren ist die Erhöhung der US-Staatsverschuldungsgrenze. Es scheint, dass der Höhepunkt einer langwierigen politischen Serie bevorsteht, deren Handlung um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit aufgebaut wurde.

Das erwartete "Happy End" könnte den Druck auf den sicheren Dollar erhöhen, der in den letzten zwei Wochen aufgrund des Anstiegs der Anti-Risiko-Stimmung als Schutzaktivum eine erhöhte Nachfrage verzeichnete. Sobald die Politiker eine Vereinbarung treffen und die Kongressmitglieder sie in beiden Kongresskammern genehmigen, wird sich das fundamentale Umfeld für Dollar-Paare erheblich verändern. Im Mittelpunkt des Interesses stehen wieder "klassische" fundamentale Faktoren, die die Situation bei Dollar-Paaren grundlegend verändern können. Zumal in den nächsten Tagen wichtige Veröffentlichungen sowohl für den Greenback als auch für die europäische Währung anstehen.

"Deal des Jahres"

Heute wurde bekannt gegeben, dass der US-Präsident Joe Biden und der Sprecher des Repräsentantenhauses Kevin McCarthy eine "Grundsatzvereinbarung" über die Erhöhung der Schuldenobergrenze des Landes erreicht haben. Nach Informationen der amerikanischen Medien spielt eine zweijährige Haushaltsvereinbarung eine zentrale Rolle in dem Deal, wonach die Ausgaben im Jahr 2024 unverändert bleiben werden und bis 2025 um 1% steigen werden, im Austausch für eine Erhöhung der Schuldenobergrenze um zwei Jahre.

Einerseits hat die Information einen äußerst optimistischen Charakter: Die Parteien haben endlich einen gemeinsamen Nenner gefunden. Aber nach Meinung von von Reuters befragten Experten ist es noch zu früh, um den Sieg zu feiern, wenn man sich ansieht, wie der Deal beschrieben wird. Politologen prognostizieren einen schwierigen Weg zur endgültigen Entscheidung im US-Kongress, da der vorgeschlagene Deal die Schuldenobergrenze sofort um zwei Jahre erhöhen wird. Der Leiter des Weißen Hauses erklärte seinerseits, dass der Kompromissgesetzentwurf ein "Kompromiss ist, der bedeutet, dass nicht jeder das bekommt, was er will".

Demnach wird die Geschichte mit der Erhöhung der Schuldenobergrenze in der kommenden Woche anscheinend doch noch zu Ende gehen. Der sichere Dollar könnte aufgrund des Anstiegs des Risikosentiments unter Druck geraten. Wenn der Kongress jedoch das oben genannte Gesetz "mit Knirschen" verabschiedet (was sehr wahrscheinlich ist), wird der Dollar weiterhin stabil bleiben - bis das Problem endgültig gelöst ist. Sobald die Frage jedoch gelöst ist, werden "klassische" fundamentale Faktoren wieder im Mittelpunkt stehen.

Wichtige Veröffentlichungen der Woche

Bemerkenswert ist, dass uns eine kurze Arbeitswoche erwartet: Der Wirtschaftskalender für Montag ist praktisch leer. In den USA wird der Memorial Day gefeiert, in Europa der Dreifaltigkeitssonntag. Daher werden die wichtigsten Ereignisse auf dem Devisenmarkt ab Dienstag, dem 30. Mai, stattfinden. Der wichtigste makroökonomische Release an diesem Tag ist der Index des Verbrauchervertrauens in den USA (CB Consumer Confidence). Im April sank dieser Indikator auf 101,3 (das schwächste Ergebnis seit Juli 2022) und im Mai sollte sich der Abwärtstrend fortsetzen: Prognosen zufolge wird der Index auf 99,2 Punkte sinken. Auch am Dienstag kann man die Dynamik des deutschen Importpreisindex und des amerikanischen Hauspreisindex in den 20 größten Städten (von S&P/Case-Shiller) beachten.

Am Mittwoch werden die wichtigsten makroökonomischen Berichte für das Währungspaar EUR/USD aus Deutschland erwartet. Insbesondere werden an diesem Tag wichtige Daten zum Wachstum der deutschen Inflation veröffentlicht. Hier wird eine Verlangsamung der wichtigsten Indikatoren erwartet. Der Gesamtverbraucherpreisindex sollte im Jahresvergleich bei 7,0% liegen (vorheriger Wert 7,2%). Wenn der Bericht jedoch im "grünen Bereich" liegt, wird dies ein "Warnsignal" für Verkäufer von EUR/USD sein, da die deutsche Inflation mit der Dynamik des gesamteuropäischen HVPI korreliert. Auch werden am Mittwoch Daten zum Arbeitsmarkt in Deutschland veröffentlicht. Nach vorläufigen Prognosen wird die Arbeitslosenquote auf 5,5% sinken.

Das zentrale Ereignis am Donnerstag wird die Veröffentlichung der Daten zum Anstieg der europäischen Inflation sein. Der Gesamtverbraucherpreisindex in der Eurozone sank in den letzten fünf Monaten kontinuierlich, beschleunigte jedoch im April wieder auf 7,0% J/J. Gemäß den allgemeinen Prognosen wird der Wert im Mai auf dem siebenprozentigen Niveau des Vormonats bleiben. Die Situation beim Kern-IPC hat einen spiegelbildlichen Charakter: Nach monatelangem kontinuierlichem Anstieg verlangsamte sich der Indikator auf 5,6%. Prognosen zufolge könnte der Basiskurs im Mai wieder ansteigen und auf 5,7% (nach anderen Schätzungen auf 5,8%) steigen.

Eine ebenso wichtige Woche für Trader sind die Non-Farm Payrolls. Es sei daran erinnert, dass der vorherige Bericht, der Anfang April veröffentlicht wurde, zugunsten des Greenbacks ausfiel. Alle Komponenten des April-Berichts lagen im "grünen Bereich": zum Beispiel stieg die Beschäftigung im nicht-landwirtschaftlichen Sektor um 253.000, was die vorherigen Prognosen (170-180.000) bei weitem übertraf. Die Arbeitslosenquote sank entgegen den Prognosen von 3,7% auf 3,4%.

Gemäß vorläufigen Prognosen werden die Non-Farms im Mai ein schwächeres Ergebnis zeigen. Insbesondere wird die Arbeitslosenquote im Mai leicht steigen - auf 3,5%. Die Anzahl der Beschäftigten im nicht-landwirtschaftlichen Sektor wird voraussichtlich um 160.000 steigen. Wenn dieser Wert tatsächlich erreicht wird, wird dies ein sehr schwaches Ergebnis sein. Der Inflationskomponente der Non-Farms (der Durchschnittslohn pro Stunde) sollte eine abnehmende Dynamik aufweisen. So wird der Indikator im Monatsvergleich um 0,4% steigen (Aprilwert - 0,5%) und im Jahresvergleich um 4,2% (Aprilwert - 4,4%).

Schlussfolgerungen

Es besteht kein Zweifel daran, dass bis zu einem bestimmten Zeitpunkt der Ton der Verhandlungen von "Washington" vorgegeben wird - das heißt von amerikanischen Politikern, die entweder in den nächsten Tagen einen Deal abschließen oder sich auf das verrückteste politische Abenteuer in der jüngsten Geschichte der USA einlassen werden.

Ich gehe davon aus, dass die Parteien letztendlich doch noch einen Deal abschließen werden - möglicherweise in letzter Minute (unter Berücksichtigung der Zeitverzögerung für die Genehmigung des Gesetzentwurfs im Kongress), aber dennoch abschließen werden. In diesem Fall werden "klassische" fundamentale Faktoren in den Vordergrund treten. Im Kontext der kommenden Woche sind dies der Bericht über die Inflationsrate in der Eurozone und die Non-Farm Payrolls. Wenn der europäische Release in der "grünen Zone" liegt, werden die Falkenerwartungen hinsichtlich weiterer Maßnahmen der EZB erheblich verstärkt - der Markt wird wieder darüber sprechen, dass der Regulator bei der nächsten Sitzung den Zinssatz um 50 Basispunkte erhöhen könnte. Solche Diskussionen werden die Einheitswährung unterstützen.

Der Dollar benötigt seinerseits eine starke Unterstützung durch die Non-Farm Payrolls. Die weichen Kommentare von Jerome Powell sowie die "tauben" Thesen des Protokolls der Mai-Sitzung der Fed deuten darauf hin, dass die Federal Reserve auf der Juni-Sitzung eine abwartende Haltung einnehmen wird. Schwache Non-Farm Payrolls werden die Besorgnis darüber nur verstärken.

Aber ich wiederhole mich - "klassische" fundamentale Faktoren werden erst dann wieder ins Spiel kommen, wenn der US-Kongress das Schuldenlimit erhöht und damit das Ende der abgenutzten Verhandlungsepisode markiert.