EUR/USD. Was sagen die Non-Farm Payrolls?

Die April-Non-Farms waren auf der Seite des Greenbacks. Die am Freitag veröffentlichten Daten zum Anstieg des Arbeitsmarktes in den USA gaben dem Dollar vorübergehend Unterstützung und stärkten die Positionen der Bären im EUR/USD. Das Paar drehte nach Süden und testete die untere Grenze des Bereichs von 1,0960-1,1070, innerhalb dessen es bereits die zweite Woche in Folge gehandelt wird. Aber am Ende des Freitags konnten die Verkäufer ihren Erfolg nicht ausbauen. Das ist jedoch nicht überraschend, da weder die Federal Reserve noch die Europäische Zentralbank in der Lage waren, dieses Gordische Knoten zu lösen. Das Paar scheint verhext zu sein - es dreht sich im Kreis und stößt sich von den Grenzen des oben genannten Preisbereichs ab.

"Grüne Non-Farms"

Es ist selten, dass Händler auf dem Devisenmarkt klare Signale von fundamentaler Bedeutung erhalten: In der Regel "fällt" eine der Komponenten des Releases aus der allgemeinen Bahn und wirft damit Zweifel an einer bestimmten Handelsentscheidung auf. Und doch erhalten Marktteilnehmer manchmal sehr kategorische Botschaften, die es ihnen ermöglichen, ebenso kategorische Schlussfolgerungen zu ziehen. Die April-Non-Farms gehören zu dieser Kategorie.

Alle Komponenten des Freitags schlossen im "grünen Bereich" und spiegelten positive Trends auf dem US-Arbeitsmarkt wider. Insbesondere stieg die Beschäftigung im nicht-landwirtschaftlichen Sektor um 253.000, was die vorläufigen Prognosen (170-180.000) bei weitem übertraf. Im privaten Sektor der Wirtschaft zeigte der Indikator ebenfalls eine starke Dynamik - ein Anstieg um 230.000 bei einer Prognose von 160.000. Auch die Arbeitslosenquote enttäuschte nicht: entgegen der Prognosen eines Anstiegs auf 3,7% lag sie bei 3,4%. Auch der Anteil der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung stieg auf 62,6%. Der Inflationskomponente Nonfarm (ein Indikator für den durchschnittlichen Stundenlohn) zeigte eine ähnlich positive Dynamik. Im Monatsvergleich stieg der Indikator um 0,5% (obwohl die Prognose bei 0,3% lag) und im Jahresvergleich sogar um 4,4% (bei einer Prognose von 4,2%).

Bescheidene Reaktion der Händler

Der Freitags-Release erfreute die Dollar-Bullen wirklich, aber die "freudigen Emotionen" waren am Ende des Handelstages vollständig verflogen. Das Währungspaar EUR/USD erholte sich von seinen Verlusten und schloss die Woche bei 1,1019, also innerhalb der Preisspanne von 1,0960-1,1070. Eine solch verwirrte Reaktion der Händler wurde durch mehrere fundamentale Faktoren verursacht.

Beginnen wir damit, dass dem Nonfarm Friday ein ziemlich starker Bericht der Agentur ADP vorausging, der ebenfalls in der "grünen Zone" veröffentlicht wurde. Nach offiziellen Angaben stieg die Beschäftigung im nicht-landwirtschaftlichen Sektor um 253.000, während die Agentur einen Anstieg von 296.000 verzeichnete. Übrigens spricht dieser Fakt auch von einer hohen Korrelation dieser Berichte: ADP fungiert als eine Art "Vorbote" vor der Veröffentlichung offizieller Daten.

Mit anderen Worten, der "ADP-Faktor" hat den Effekt der Überraschung ausgeglichen und den Markt auf starke Zahlen des offiziellen Berichts vorbereitet.

Allerdings ist dieser Umstand von untergeordneter Bedeutung. Der Hauptgrund für die phlegmatische Reaktion des Marktes liegt woanders: Der Freitagsbericht hat im Kontext der Verstärkung/Schwächung der Falkenerwartungen bezüglich weiterer Maßnahmen der Fed nichts geändert. Derzeit beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass der Status quo bei der Juni-Sitzung beibehalten wird, 91% (laut dem CME FedWatch Tool). Das heißt, der Markt ist praktisch sicher, dass der Regulator im nächsten Monat eine abwartende Haltung einnehmen wird, trotz starker Nonfarms und des Anstiegs des proinflationären Komponenten (des durchschnittlichen Lohnniveaus).

Hier muss auf die Mai-Sitzung der Federal Reserve verwiesen werden, deren Ergebnisse wir am vergangenen Mittwoch erfahren haben. Die Regulierungsbehörde hat unmissverständlich klargemacht, dass die nächste Runde der Zinserhöhung nur im Falle einer extremen Notwendigkeit stattfinden wird - wenn die Inflation plötzlich Fahrt aufnimmt (vor allem die Kerninflation). Gleichzeitig hat die Federal Reserve die Schlüsselphrase - die Notwendigkeit einer weiteren Verschärfung der Geldpolitik - aus der Begleiterklärung gestrichen.

All dies deutet darauf hin, dass die April-Nonfarm-Payrolls nur in Verbindung mit den wichtigsten Inflationsindikatoren betrachtet werden sollten. Wenn beispielsweise der Verbraucherpreisindex im April erneut eine aufsteigende Dynamik zeigt, wird die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung in den nächsten Monaten steigen. In diesem Fall wird die starke Leistung des amerikanischen Arbeitsmarktes dazu beitragen, eine Falkenentscheidung zu treffen. Wenn jedoch die wichtigsten Inflationsindikatoren (insbesondere der Kern-Verbraucherpreisindex) eine absteigende Dynamik zeigen, wird die Federal Reserve eine abwartende Haltung einnehmen. In diesem Fall werden die Nonfarm-Payrolls keine entscheidende Rolle spielen.

Schlussfolgerungen

Die am Freitag veröffentlichten Daten zum Wachstum des US-Arbeitsmarktes sollten im Hinblick auf wichtige Inflationsindikatoren betrachtet werden. Am kommenden Mittwoch (10. Mai) wird in den USA der Verbraucherpreisindex für April veröffentlicht, der das Schicksal des Greenbacks bestimmen wird. Wenn der Kernindex einen abwärtsgerichteten Trend zeigt, wird der Dollar erneut unter Druck geraten, auch wenn die Non-Farms stark sind. In diesem Fall wird die abwartende Haltung der Fed wahrscheinlich beibehalten werden - zumindest im Kontext der Juni-Sitzung.

Angesichts dieser Haltung kann man vermuten, dass das Währungspaar EUR/USD in den nächsten Tagen (d.h. bis zum 10. Mai) weiterhin im Bereich von 1,0960 - 1,1070 gehandelt wird, in Erwartung der Schlüsselveröffentlichung in der kommenden Woche.