Hat der Euro seine Ressourcen erschöpft?

Die Fed darf nicht unterschätzt werden. Der US-Dollar darf nicht unterschätzt werden. Die Mitglieder des FOMC haben in ihren jüngsten Prognosen darauf bestanden, dass der Zinssatz für Bundesfonds auf dem Höhepunkt gehalten wird. Der Markt glaubte ihnen nicht, aber allmählich setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Zentralbank richtig liegt. Hedgefonds verkaufen Futures auf 10-jährige US-Treasuries in Rekordtempo. Das bedeutet, dass ihre derzeitige Rendite niedrig ist und steigen wird, was einen günstigen Hintergrund für "Bären" bei EURUSD schafft.

Dynamik der Renditen von Anleihen und Zinssätzen von Hedgefonds

Tatsächlich sind bereits viele positive Faktoren in den Kursen des Hauptwährungspaares berücksichtigt. Der Rückgang der Gaspreise, das Abdriften der Themen Energiekrise und Rezession in der Eurozone sowie der Anstieg der Einlagenzinsen auf den Höchststand von 3,75%. Worauf soll der Euro wachsen? Die Erhöhung der Geschäftsaktivität im Währungsblock auf 11-Monats-Hochs hat Investoren nicht besonders inspiriert.

Auch die positiven Statistiken des deutschen Geschäftserwartungsindex des IFO-Instituts waren kein Katalysator für eine starke Rallye. Der Index stieg überraschend von 91 auf 92,2 und überraschte die Experten von Bloomberg positiv. Der Index der aktuellen Geschäftsbedingungen ist jedoch gesunken. Deutschland bleibt eine Wirtschaft, die nicht unter der Verschärfung der Geldpolitik der EZB und der hohen Inflation zusammenbricht, aber auch nicht stark wächst. Es ist eine Art stagnierende Wirtschaft. Die Frage ist, was sie aus diesem Zustand herausholen kann? Verbesserung der Lieferketten? Oder positive Veränderungen im bewaffneten Konflikt in der Ukraine?

Dynamik der Geschäftserwartungen und aktuellen Geschäftsbedingungen in Deutschland

Bisher wurde das Fundament für das EURUSD-Rallye nicht nur durch den erfreulichen Euro, sondern auch durch den schwachen US-Dollar geschaffen. Aber Ende April scheint die amerikanische Währung plötzlich Boden unter den Füßen gefunden zu haben. Sie hat sich mit der Erhöhung des Federal Funds Zinssatzes um 25 Basispunkte auf 5,25% im Mai abgefunden und beginnt, an der "tauben" Wende der Fed zu zweifeln. Dafür ist jedoch sehr schlechte Statistik aus den USA erforderlich, die jedoch nicht eintrifft.

Ja, die Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors wächst mit den langsamsten Raten seit mehr als einem Jahr, aber gemessen an historischen Maßstäben zeigt der Indikator sehr anständige Ergebnisse. Das Gleiche gilt für die Inflation, die trotz einer Verlangsamung immer noch deutlich über dem Ziel von 2% liegt. Die US-Wirtschaft steht derzeit fest auf ihren Füßen, also worüber wird hier im Jahr 2023 eine Lockerung der Geldpolitik diskutiert?

Natürlich kann sich alles in den nächsten paar Monaten ändern. Der Index der persönlichen Ausgaben kann sich stark verlangsamen und der Arbeitsmarkt kann sich erheblich abkühlen, aber solange dies nicht geschieht, gibt es keine Anzeichen für eine Rezession. Das bedeutet, dass es zu früh ist, sich vom US-Dollar zu trennen.

Technisch gesehen kann auf dem Tages-Chart des EURUSD ein Umkehrmuster 1-2-3 gebildet werden. Die Unfähigkeit der "Bullen", die Kurse des Paares über die obere Grenze des fairen Wertebereichs von 1,08-1,1 zu bringen, ist ein Zeichen ihrer Schwäche und ein Grund, Short-Positionen gegen den Euro gegenüber dem US-Dollar zu bilden.