Um das britische Pfund bleibt es spannend: was überwiegt, 1,3900 oder 1,5000?

Für die britische Währung kommen interessante Zeiten. Sie kann entweder fallen oder weiter steigen. Dafür hat das neue Paket der Unterstützungsmaßnahmen im Wert von 65 Mrd. Pfund (90,7 Mrd. Dollar) gesorgt.

Nach Schätzungen der Analysten wird das neue von dem Finanzminister Rishi Sunak vorgeschlagene Fiskalpaket zur Wiederbelebung der eingebrochenen Wirtschaft beitragen. Sunak zufolge seien es noch nie dagewesene Maßnahmen, die die größten Steuervergünstigungen in der Geschichte vorsehen. Das sog. Super-Abzugsprogramm im Wert von 25 Mrd. Pfund wird britischen Unternehmern ermöglichen, bei der Steuerzahlung jeweils 25 Pence pro Pfund zu ersparen, steht in Sunaks Vortrag.

Enttäuschende makroökonomische Kennzahlen setzen das Pfund unter Druck. Im Februar ist der Markit Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich beispielsweise von 49,7 auf 49,5 Punkte zurückgegangen. In dieser Situation empfehlen zahlreiche Experten, die britische Währung zu verkaufen, was die Belastung noch stärker macht.

Alarmierend für die Ökonomen ist die offizielle Mitteilung der britischen Regierung über den Anstieg der öffentlichen Schulden auf 2,1 Billionen Pfund. Dem Finanzminister zufolge soll die Körperschaftssteuer ab April 2023 von 19 % auf 25 % erhöht werden. Außerdem wird geplant, bis 2026 die Einkommensschwelle nach der Erhöhung im kommenden Jahr einzufrieren.

Nach Meinung der Analysten sind die schwache Statistik und die Stärkung des Dollar eine Zeitbombe für das Paar GBP/USD. Der weitere Anstieg der amerikanischen Währung werde zur Senkung des Pfunds führen, so die Ökonomen.

Die Strategen von Commerzbank befürchten, das Pfund dürfte weiter fallen. Ihrer Ansicht nach tragen die nicht konsolidierten Staatsfinanzen dazu bei. Wenn es der Regierung des Vereinigten Königreiches gelingt, dieses Problem zu lösen, seien die Aussichten der Währung sehr gut. Sollten jedoch weitere große Geldspritzen in die Wirtschaft erfolgen, würde das Pfund an Wert verlieren, betonen die Analysten der Commerzbank.

Die Währungsstrategen der ING Bank vertreten eine andere Meinung. Früher ging das Geldinstitut davon aus, dass der britische Haushaltsplan für das Geschäftsjahr 2021 - 2022 das Pfund unterstützen würde. Auf solchen Erwartungen beruhen die bullischen Prognosen der Bank, nach denen das Paar GBP/USD bis zum Ende dieses Jahres die Marke von 1,5000 übertreffen dürfte.

Wegen der massiven Einbußen, die die Corona-Pandemie herbeigeführt hat, wird wirtschaftliche Erholung in Großbritannien erst Mitte 2022 erwartet. Ein positiver Faktor sei nach Meinung von Rishi Sunak die sehr schnell vorangehende Impfkampagne. Der Finanzminister rechnet damit, dass die nationale Wirtschaft die Auswirkungen von CoVid-19 noch Jahre lang spüren werde.

Die aktuellen Prognosen bestätigen diese Ansicht. Nach Schätzungen der unabhängigen Haushaltsbehörde OBR soll das Bruttoinlandsprodukt des Landes infolge der Pandemie 2026 um 3 % niedriger werden als vorher erwartet. Die OBR rechnet in diesem Jahr mit dem BIP-Wachstum um 4 %, in den nächsten zwei Jahren wird es voraussichtlich jeweils um 7,3 % und 1,7 % höher. 2024 und 2025 wird der Anstieg der Wirtschaftsleistung jeweils um 1,6 % und 1,7 % erwartet.